Der Bremer Judo-Verband und seine Mitglieds-Vereine

Japanische Kampfkunst mit meditativem Charakter

(vbe) In der Sporthalle an der Lissaer Straße ist es still, obwohl sich dort Sportlerinnen und Sportler des Vereins Kyudo Bremen versammelt haben. Und diese betreiben das japanische Bogenschießen „Kyudo“ (zu deutsch: Der Weg des Bogens); es geht zurück auf die Kriegskünste der Samurai. Nun, in besagter Sporthalle herrscht natürlich kein Krieg, dafür schon seit längerer Zeit höchste Konzentration auf das, was in ritueller Art und Weise vollbracht werden soll. Diese Zeremonie ist – wie bei allen anderen Budo-Sportarten – ein wichtiger Vorgang, der für innere Ruhe und dem Abfallen von Ballast sorgt, aber auch den Schlusspunkt mit dem Einstudieren des vorgesehenen Ablaufes setzt.

„Wir trainieren hier die traditionelle Form des Heki Ryu Insai Ha“, erklärt Jörg Hendrik Hein als Träger des 2. Dan, der diesen Kampfsport mit Leidenschaft betreibt. Entgegen dem westlichen Bogenschießen, wird in der traditionellen Form ohne Visiereinrichtung oder Pfeilauflage und mit der entsprechenden Kleidung geschossen. Nebenher ist Hein seit 2018 erster Vorsitzender des 1985 gegründeten Vereins Kyudo Bremen und steht jetzt mit seinem Keiko-Gi (Hemd), dem Obi (Stoffgürtel) sowie Hakama (Hosenrock) und den Tabis (japanische Socken) neben seinen Trainingspartnern. Mit dabei ist Kristina Becker, zweite Vorsitzende des Vereins. Sie trägt neben den schon genannten vier Bekleidungsstücken außerdem noch den Mune-Ate (Brustschutz). Das ist alles vorgeschrieben wie auch das Angrüßen zur Kamiza (Sitz der Götter bzw. Ehrenplatz), die sich in Form einer Kalligrafie darstellt und mit drei Formen belegt ist: durchschlagend, ausdauernd, treffen.

Der aus Fiberglas, Bambus oder Carbon bestehende asymmetrische Bogen mit einer Länge von ca. 2,25 Meter, ist mit einer Sehne verbunden, die mit Hilfe eines Schießhandschuhs mit dem Daumen gezogen wird. Die Zugkräfte variieren zumeist zwischen zwölf bis achtzehn Kilogramm. Da trifft der Pfeil bei Ausführung mit einem Tempo von bis zu 200 km/h auf die 28 Meter und mit einem Durchmesser von 36 Zentimeter entfernte Zielscheibe (Mato), die neun Zentimeter über dem Boden hängt – das entsprach der Schlachtordnung des japanischen Mittelalters. Dabei unterscheiden sich drei Qualitäten des Treffens: 1. Toteki = Pfeil trifft das Ziel / 2. Kanteki = Pfeil durchbohrt das Ziel / 3. Zaiteki = Pfeil existiert im Ziel.

„Kyudo ist sowohl Sport als auch Kampfkunst und dadurch, dass ich mich auf das Wesentliche fokussiere, kann die Übung sehr entspannend sein“, verdeutlicht Kristina Becker. Sie hat als Trägerin des 3. Dan eine große Portion Erfahrung. Zudem erarbeiten sich Becker wie auch Hein zurzeit die Trainer-C-Lizenz. Dirk Hinners-Stommel, Lizenztrainer der Bremer Kyudoka, betont, dass Kyudo auch ein geistiges Training darstellt. „Außerdem sind Körperkoordination und -kontrolle entscheidend beim Erlernen der Techniken und Bewegungsabläufe,“ so Hinners-Stommel ergänzend. Und da kommt das Makiwara (Reisstrohballen) ins Spiel. Aus zwei bis drei Meter Entfernung können Anfänger aber auch Fortgeschrittene auf diese Ballen zielen und natürlich auch treffen – am besten in die Mitte. Für Einsteiger bietet sich dafür zunächst eine dafür hergestellte Zwille an, an der die eigene Zugkraft und -technik getestet und vor allem aufgebaut werden kann.

Kyudoka messen sich auch in Wettkämpfen – auf Landes- und Bundesebene sowie international, im Einzel- und wie auch in Mannschaften. Eine gute Übung hierfür ist die Kyudo-Bundesliga, an der sich der Bremer Verein mit zwei Teams beteiligt.

Weitere Informationen sind unter www.kyudo-bremen.de zu erhalten.