Taiso – das vierte Element des Judo begeistert

(vbe) Durch die Oberlichter in der Ritterhuder Sporthalle am Moormannskamp dringt das Sonnenlicht unaufhaltsam auf die ausgelegte Tatami und lässt ein imposantes Farbenspiel aufleuchten. Darauf tummeln sich jetzt vierzig judobegeisterte Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf Einladung des Bremer Judo-Verbandes, die sich mit einer für sie neuen, aber traditionellen japanischen Bewegungsform beschäftigen wollen: TAISO . . . als viertes Element neben der Kata, dem Randori und Shiai. Vorsorglich hat die TuSG Ritterhude als Ausrichter dieses Einführungs-Lehrgangs nicht an Mattenfläche gespart und die Halle ordentlich gefüllt. Mittendrin hat auch schon Jenny Frey Platz genommen, freut sich über die hohe sowie altersgemischte Beteiligung und stellt die Entwicklung von Taiso vor. Die 41-jährige Gymnasial-Lehrerin ist als DJB-Taiso-Referentin häufig in den Bundesländern unterwegs und vermittelt auf entsprechenden Lehrgängen den damit verbundenen Ablauf mit „Tai“ (Körper) wie auch „so“ (Gymnastik). „Taiso ist sehr abwechslungsreich und auch judospezifisch angelegt“, erklärt Jenny Frey, die auch 2018 in Mexico mit der Kata „Kodokan Goshin Jutsu“ einen Weltmeistertitel gewinnen konnte.

Jenny Frey (Mitte; hinten) zeigt, wie es funktioniert und alle machen mit.

Mit einer entsprechenden Körperschulung wird beim Taiso nicht nur die physische Stärkung, sondern ebenso die des Geistes angeregt. Das merken auch die Teilnehmenden, die zunächst mit leichter Intensität beginnen und im weiteren Verlauf bis hin zur höchstmöglichen Belastung. Das hat auch Lena Sager aus Barsinghausen bei Hannover fasziniert. Im dortigen Volkssportverein Hohenbostel seit vier Jahren judoaktiv, hat die 44-jährige Mutter einer Tochter, die ebenfalls Judo betreibt, eigens eine Taiso-Gruppe gegründet und dabei vieles ausprobiert. „Wir trainieren erst Judo, danach Taiso“, skizziert Lena Sager den Trainingsablauf in ihrem Verein.

Auch wurde ein Heranrollen zu Tori geübt . . . was nicht immer klappte.

Aufbauend schwitzend bewegen sich weiterhin die Aktiven. Nach einer kurzen Pause beschäftigen sie sich jetzt mit koordinierten Bein-, Arm- und Schulter-Drehungen. Es folgen Übungen in der Bauch- und Rückenlage, mal nach links, mal nach rechts, mal nach vorne, mal nach hinten sowie in gestreckter Form. Das bereitet der einen oder dem anderen so manchen Schweißausbruch; aber das wird gerne hingenommen. Mit Hartmut Schrage ist einer der ältesten unter den Mitwirkenden davon überzeugt, „dass Taiso den Judosport attraktiver macht“. Als 64-Jähriger und beim Sportclub Hemmoor bei Stade aktiver Judosportler, nimmt Hartmut Schrage auch viele neue Anregungen für das gemeinsame Training mit nach Hause.

Bewegungsreiche Übungen im „Tanz“-Modus fanden viel Zuspruch.

Nun ist Jenny Frey wieder in Bewegung – eigentlich fortwährend und abzüglich der Pausen über vier Stunden. Das überzeugt auch die vielen Köpfe, Arme und Beine der Anwesenden auf der Tatami. „Taiso als Übungsform ist die Verbindung zur eigenen Gesundheit und Achtsamkeit“, wirbt Jenny Frey mit Blick auf den neuen Trend, dem vierten Element, der auch ohne Begleitung trainiert werden kann.

Gut gelaunt nach dem Lehrgang präsentieren sich die Teilnehmenden mit Jenny Frey (Mitte; stehend).

Und noch immer dringen Sonnenstrahlen von oben hinab auf die auch dadurch aufgewärmte grün-grau-rote Mattenfläche. Den vierzig anwesenden Judokas, hochmotiviert und jetzt vollends mit Inspirationen verpackt, gibt Jenny Frey nun einen letzten Takt vor: Atmung und Entspannung. Das tut gut und hat auch eine positive Auswirkung. Trotz der vielen Bewegungen von Kopf bis Fuß, zeigt sich zum Abschluss des Tages, dass Judo nicht nur als Kampfsport, sondern auch als fitnessspezifische Mobilisation betrieben werden kann und dabei so richtig wohltuend wirkt.