Dicke Backen und ein Koffer voller Techniken

Ob vor oder nach dem Training: Die gute Laune zeigt sich zu beiden Seiten. Es fehlt allerdings Daniel Glandorf, der krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte.

Das zweite Ü30-Verbandstraining gewinnt an Format

(vbe) Jüngst startete die zweite Auflage des Judo-Trainings für die etwas ältere Generation. Gemessen am ersten Durchgang vom Frühjahr, folgten wiederum einige Interessierte oberhalb der über Dreißigjährigen der Einladung durch Mona-Lisa Guzek und Daniel Glandorf. Im Dojo des SV Hemelingen vermittelte schließlich Hermann Kaps ansprechende und vor allem sehr wirksame Handhebel- und Umdrehtechniken, die für die Aktiven so manche Herausforderung darstellte. Zudem zeichnete sich bei der vorausgegangenen Aufwärm-Gymnastik bei einigen Athleten Konditionsgrenzen auf, die beherzt aufgenommen und schnell unverpackt auch wieder verschwanden. Als Einführung demonstrierte Hermann die Bewegungsgrenzen von Handgelenk und Fingern wie auch das Kennenlernen der Schmerzgrenzen durch spezielle Dehnübungen der Handgelenke.

Nach einer kurzen Pause stellte Hermann schließlich seine Sammlung an Hebeltechniken vor, die mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und intensiv umgesetzt wurden. Und wer Hermann kennt, weiß, dass er nicht nur eine Technik mitbringt, sondern – wie auch schon im Frühjahr – einen ganzen Koffer mit Handbeuge-, Handdrehbeuge-, Handsperr-, Handdreh-, Kipphand- und Fingerhebel. Bei allen Übungen wurden auch Schocktechniken wie tiefer Fußtritt und Stampftechnik sowie Abschlusstechniken (Abführgriff, Fußwurf in die Bodenlage) angewendet. Da verfärbten sich so manche Gesichter angesichts der Vielfalt an abenteuerlichen Möglichkeiten einer Selbstverteidigung.

Der zweite Teil des atemberaubenden Tages behandelte das Umdrehen in die Bauchlage . . . für Judokas sicherlich kein Problem – nur: im Judo-Wettkampf bedeutet die Rückenlage des Gegners nach einem Wurf wie auch dadurch ein Folge-Haltegriff häufig den Siegpunkt. Hermann stellte aber klar, dass in der Selbstverteidigung der Angreifer erst wirklich ausgeschaltet ist, wenn er auf dem Bauch liegt und der Verteidiger dessen Arme auf dem Rücken fixiert. So weit, so gut. Also war ein Umdenken der anwesenden Judokas angesagt. Schwer genug, aber lösbar, zumal sich bei den ersten Übungen klassische Judowürfe wie O-soto-gari oder O-goshi einfügten. In Verbindung mit Drehschleuder-Techniken, dem Umdrehen in die Bauchlage mit anschließendem Handbeuge-, Armbeuge-, ja sogar Armstreckhebel in zwei Varianten wie auch Haltegriffen oder Juji-gatame, wurde allen deutlich, dass die durch Hermann vorgeführte Judo-Selbstverteidigung und der Judo-Wettkampf „zwei verschiedene Seiten derselben Medaille“ darstellen.

Nach gut drei Stunden fleißigem Treiben mit allerhand neuen Erkenntnissen, wurde aus den Gesichtern der Lernenden und des Lehrenden eine gewisse Vorfreude auf eine Fortsetzung des Ü30-Verbandstrainings sichtbar.