Spannung und Begeisterung bei den Special Olympics

Ein tolles Erlebnis für die Judokas mit der großen Siegerehrung nach einem bewegungsreichen Nachmittag

(vbe) Hannelore Spatzek hat gerade einen schlechten Moment erwischt. Aufgrund einer Vorverlegung beginnen die Judo-Wettkämpfe schon gut eine Stunde früher. Die 59-jährige Judo-Amazone hat sich auf später eingestellt und Mittagsdinner entsprechend der Uhrzeit zu sich genommen. Nun muss sie mit einem blubbernden Magen auf die Tatami (Matte) und das ist ihr sehr unangenehm. Bei Manfred Grossmann (53) verhält es sich etwas anders. Er hat eine seiner ersten Begegnungen schon hinter sich gebracht. Nun beklagt er mit etwas verzerrten Gesichtszügen ein Knieproblem und weiß auch nicht so recht, ob er noch einmal starten soll.
Zuvor haben sich beide Judoka zusammen mit 23 weiteren Aktiven auf den großen Auftritt bei der vierten Bremer Auflage der Special Olympics intensiv vorbereitet und schauen interessiert in die Tennishalle des Ausrichters TuS Komet Arsten, wo bereits auf einer Fläche von fünfzig Quadratmetern Judomatten ausgelegt worden sind. Auf den Sitzbänken verteilt, warten die Judokas aus drei Vereinen auf den Beginn und wissen, dass der Start bei den diesjährigen Bremer Landesspielen auch als Fahrkarte für die Teilnahme an den nationalen Spielen im nächsten Jahr genutzt werden kann. Bevor der erste Gong ertönt, begrüßt Ingelore Rosenkötter als Vorsitzende des Special Olympics Bremen die große Judo-Gemeinde und wünscht einen tollen Verlauf. Alle Athletinnen und Athleten haben sich vorgenommen, in Bremen ordentlich Medaillen einzusammeln. Das taten sie schon in der Vergangenheit und wollen es in diesem Jahr fortsetzen.

Bei dieser gelungenen gegengleichen Technik (O-soto-gari/große Außensichel) haben beide Akteure so ihre Schwierigkeit, den jeweiligen Gegner zu Fall zu bringen.

Der Bremer Judo-Verband (BJV) hat mit vielen Köpfen, Händen und Beinen diese Veranstaltung begleitet und im Vorfeld organisiert. Karl-Hermann Lösken hat als Koordinator seitens des BJV alle Hände voll zu tun gehabt, damit alles vom Start bis zur Siegerehrung reibungslos über die Bühne geht. „Ich bin total begeistert“, so der Bremer Landeskampfrichter jetzt vor dem ersten Vergleich unter seiner Aufsicht. Mit dabei Günter Huhn, der sich mit Lösken auf der Matte abwechselt. Einen sicheren Sitz hat allerdings BJV-Vorstand Marianne Könnecke. Sie führt mit Unterstützung von freiwilligen Helfern die Wettkampflisten und bedient dazu die Wertungstafeln.
Ein voluminöses Trainingsprogramm ging beim Verein Octagon Sport Lilienthal voraus. Mit dreizehn Aktiven am Start, verkörperten sie zuvor ein zweimal wöchentlich stattfindendes Training mit jeweils anderthalb Stunden. Mit dabei spezielle Übungen unter den Augen eines fünfköpfigen Trainerstabes. „Zum Trainingsabschluss gab es sogar eine Woche vor Turnierbeginn eine Kinoabend“, erklärt Octagon-Vorsitzender und -Trainer Frank Josuttis schmunzelnd. Welcher Film gesehen worden ist, hat er nicht verraten.
Direkt aus der Nachbarschaft starten die Judokas vom TV Schwanewede. Die dortige Judoabteilung arbeitet schon seit 2009 an der Sportbewegung für Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung. Auch sie haben sich in voller Gänze vorbereitet und warten ungeduldig auf ihren Einsatz. Sophie-Marie Kramber, 18-jährige Abiturientin und angehende Aktive im Freiwilligen Sozialen Jahr, konzentriert sich gerade auf den Kampf einer ihrer Schützlinge. Auch wenn sie schon einige Zeit als Trainerin mit vor zwei Jahren erworbenen B-Schein dabei ist, ist jeder Wettkampf für sie immer wieder etwas Neues. Jetzt steht Kramber mit gemischten Gefühlen am Mattenrand und hebt hervor, „dass ihre Kämpferinnen und Kämpfer ein wenig nervös die Reise zu den Special Olympics angetreten haben“.
Zum ersten Mal ist eine Abordnung aus Diepholz bei den Special Olympics in Bremen dabei. Auch hier ist Anspannung unter den Aktiven angesagt. Trotz guter „Einarbeitung“ ist immer der Moment des Auftretens ausschlaggebend. Sehr zufrieden hat das Team aus dem nördlichen Niedersachsen zum Wettkampfende die Halle verlassen. „Ab in die Kabine“, poltert Sara Finke als Trainerin der SG Diepholz und schiebt mit einem besonderen Druck hinterher, „und von da geht es ab zum Duschen“.
Freudige Gesichter auch bei der danach folgenden Siegerehrung. Aus den Händen von Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Hoops (ehemaliger Judoka), Bernhard Lange (Bundes- und Landeskampfrichter) sowie Koordinator Karl-Hermann Lösken, werden auf großer Bühne alle Sportlerinnen und Sportler mit einer Gold-, Silber- oder Bronzemedaille ausgezeichnet. Zuvor ertönt die gemeinsam gesungene Special Olympics-Hymne und bringt die gesamte Gemeinschaft in rhythmische Bewegung.
25 Kämpfe und genauso häufig ein Aufeinandertreffen mit Technik, Hingabe und Fairness. Das hat auch einen positiven Eindruck gegenüber der Gesamtveranstaltung hinterlassen. „Alle Aktiven haben mit viel Ehrgeiz ihren Part geleistet“, kommentiert Koordinator Lösken mit strahlendem Gesicht den Judo-Beitrag der drei Vereine.